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Warum wurde die Gemüsekiste geschlossen?
Der Marktstand auf dem Kirchplatz
Seit 1993 betrieb ich einen Marktstand auf dem Kirchplatz in Düsseldorf-Bilk. Seitdem gab es zuerst Gerüchte, später offiziöse Gespräche über einen Umbau und eine Neugestaltung des Platzes. Die West-LB, deren Bürohochhäuser rund um den Kirchplatz stehen, drohte immer wieder eine (Mit-)Finanzierung an. Die Stadtverwaltung Düsseldorf wies immer wieder auf die knappe Haushaltslage hin. Angeblich war die Angelegenheit für die West-LB aber sehr dringend, da die Tiefgarage unter dem Marktplatz undicht sei, und dringend saniert werden müsse. So ist das eben: Über 10 Jahre lang musste diese Tiefgarage dringend saniert werden.
Der Architekt der West-LB legte Pläne vor. Eine Mitarbeiterin des Bauamtes legte deutlich bessere Pläne vor. Die Markthändler sollten fest installierte Pavillons erhalten. Passiert ist bis heute (September 2003), nach über 10 Jahren, immer noch nichts. Der Platz ist in einem fürchterlichen Zustand, da auch die Stadt sich seit Jahren nicht um den Platz kümmert. Erst nach massiver Intervention durch Anwohner und Markthändler wurde wenigstens die Rattenplage ansatzweise bekämpft und die schlecht gesicherten (und dadurch allgemein zugänglichen) Müllcontainer durch einzelne Mülltonnen für jeden Markthändler ersetzt.
Unter diesen Bedingungen konnte all die Jahre niemand auf dem Kirchplatz investieren. Niemand kauft einen neuen Marktwagen, wenn immer wieder der Eindruck erweckt wird: "Nächtes Jahr bauen wir um". Der Kirchplatz verlor auch viel Stammpublikum aus den anliegenden Wohnvierteln und Büros. Es macht nicht sehr viel Spass, auf einem Wochenmarkt einzukaufen, wenn die Ratten die eigene Einkaufstüte nur knapp verfehlen.
Hinzu kam die (bis heute andauernde) Unklarheit über die Details der Baumassmahmen für die U-Bahn "Wehrhahnlinie", von denen der Kirchplatz sicherlich massiv betroffen sein wird. Wer wissen will, was dann passiert, halte ein Schwätzchen mit einem Ladeninhaber auf der Kölner Strasse.
Als sich in die damals beginnende Diskussion über einen Umbau des Platzes die ersten Gerüchte über die "Wehrhahnlinie" mischten, war eigentlich klar, dass diese beiden Baumassnahmen nur gleichzeitig auf dem Kirchplatz durchgeführt werden können. Offiziell zugegeben hat dies bis heute (September 2003) niemand. Wer ein Interesse daran hat, die Markthändler in dieser Unklarheit zu lassen, ist nicht bekannt. Es gibt einige Vermutungen, die alle richtig sein könnten.
Der Kirchplatz sieht von Jahr zu Jahr schlimmer aus. Viele Kollegen haben aufgegeben oder wurden dazu gezwungen. Die Marktverwaltung rechnet natürlich weiterhin nach der normalen Gebührenordnung ab und treibt diese Gelder auch massiv ein. Es soll schon passiert sein, dass ein Kollege, der mit den Gebühren im Rückstand war, an einem Montag seinen Arbeitsplatz nicht mehr vorfand. Auf dem Kirchplatz wird nur sonntags abgeschleppt.
Immer stehen einige Imbisswagen geschlossen herum. Manchmal wird einer verkauft, dann wird ein neuer Imbiss eröffnet, der nach ein paar Wochen wieder aufgibt.
Die West-LB sieht auch nicht mehr so strahlend aus wie früher. Seitdem die zustädigen Kontrollorgane in deren Unterlagen rumwühlen, werden die Presseerklärungen spürbar leiser. Zum Thema "Kirchplatz" hat es lange keine mehr gegeben. Die Stadt sagt dazu gar nichts, wenn sie nicht dazu gezwungen wird. Man hat kein Geld. Man muss eine Arena und eine U-Bahn bauen.
Die "Markthalle" auf dem Fürstenwall
Um dem unhaltbaren Zustand auf dem Kirchplatz zu entgehen, wollte ich in Sichtweite des Marktplatzes in eine 150 qm grosse Halle auf dem Fürstenwall mieten. Mit dem Vermieter war ich mir schon länger einig. Der Vermieter mit dem Bauamt nicht. 1999 zog ich in die Halle um und baute mein Sortiment aus.
Nach insgesamt vier Jahren genehmigungstechnischen Kampfes mit diversen Behörden und Wartens, dass der Vermieter deren Auflagen erfüllt, drohte mir das Bauamt Anfang 2002 mit Schliessung und Versiegelung(!) meines Ladens. Der Kompromiss war ein geduldeter "Schalterverkauf". Ich durfte die Kundschaft aus "Sicherheitsgründen" nicht mehr in meinen Laden lassen. Daraufhin brach der Absatz in einem Mass ein, dass eine Weiterführung des Geschäftes nicht mehr zu verantworten war.
Am 16.11.2002 stellte ich den Einzelhandel ein. Originelles Detail: Schon seit Mai 2002 waren alle Auflagen erfüllt. Allerdings wurde mir das nicht mitgeteilt.
Ordnung und Sicherheit sind jetzt hergestellt. Die Halle ist nun als Gewerbefläche angemeldet. Die Feuerschutzmassnahmen waren schon lange vorher durchgeführt worden. Alles ist jetzt so, wie es sich in Deutschland gehört.
Die Arbeitsplätze gibt es nicht mehr. Die Halle steht leer.Oktober 2004: Das Wunder ist geschehen. Die Neugestaltung des Kirchplatzes hat begonnen. Die Bauarbeiten sollen im Mai 2005 abgeschlossen sein. Solange stehen die Marktstände dichtgedrängt an einer Seite des Platzes auf einem gesperrten Parkstreifen und Bürgersteig.
Juli 2005: Es ist vollbracht. Der neue Wochenmarkt auf dem Kirchplatz ist fertig. Am 10. September wird offiziell eingeweiht.