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Agrarindustrie bringt Biomarkt in Gefahr
Risiken industrieller Strukturen auch im Biobereich thematisieren!
Quelle: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft - @grar.de Aktuell - 24.05.2002
Hamm (agrar.de) 24.05.2002 Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft AbL sieht sich nach Bekanntwerden von Unregelmäßigkeiten in einem Unternehmen mit biologischer Geflügelhaltung in ihrem hartnäckigen Eintreten für die bäuerliche Landwirtschaft in bedauerlicher Weise bestätigt. Nach bisherigem Kenntnisstand sollen vermeintliche Bio-Puten und Legehennen mit Futter gefüttert worden seien, das mit dem als gesundheitsgefährdend geltenden und verbotenen Herbizid Nitrofen belastet war (unsere Meldung) und offensichtlich nicht entsprechend den Bio-Richtlinien erzeugt worden ist. Die Tiere sollen von bzw. im Auftrag eines agrarindustriellen Unternehmens gehalten worden sein, das - wenn auch in juristisch getrennten Betrieben - sowohl im Ökolandbau als auch im konventionelle Bereich tätig ist.
"Der ökologische Landbau ist über Jahrzehnte in mühevoller Arbeit von Bauern und Bäuerinnen in der Praxis entwickelt worden. Die konsequent bäuerlichen Betriebe haben sich ihren Markt selbst erschlossen und wurden dabei erst bekämpft und beschimpft, dann belächelt. Heute ist der Biomarkt ein interessanter Wachstumsmarkt, in den nun auch industriell strukturierte Betriebe eingestiegen sind. Die Risiken von Unregelmäßigkeiten steigen aber in dem Maße, wie die Arbeitsteilung zunimmt und von dem Grundsatz des ökologischen Landbaus abgerückt wird, in engen Betriebskreisläufen und möglichst mit hofeigener Futtergrundlage zu wirtschaften", kommentiert der AbL-Vorsitzende und Biobauer Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf die offensichtlichen Unregelmäßigkeiten.
Maria Heubuch, AbL-Bundesvorsitzende und konventionelle Bäuerin aus dem Allgäu, warnt davor, jetzt die vom Deutschen Bauernverband in letzter Zeit wieder stark geschürten Grabenkämpfe zwischen konventionell und biologisch wirtschaftenden Kollegen noch zu vertiefen. "Das Beispiel zeigt, dass bäuerliche Betriebe in Gefahr gebracht werden, wenn agrarindustrielle Unternehmen durch grob fahrlässiges oder gar kriminelles Handeln das Vertrauen der Verbraucher und letztlich unsere
Märkte ruinieren," so Heubuch.
Die AbL hält es für notwendig, die Risiken industrieller Strukturen zu thematisieren sowie an Rahmenbedingungen zu arbeiten, die bäuerliche Betriebe stärken. Von großer Bedeutung sei deshalb das von Bundesministerin Künast angekündigte "Aktionsprogramm bäuerliche Landwirtschaft". Es sei wichtig, dieses Programm gemeinsam mit anderen bäuerlichen Interessenvertretungen wie den Bioverbänden mit inhaltlicher Substanz zu füllen.
Eine Debatte um den Wert bäuerlicher Arbeit und über die Rahmenbedingungen sei ebenso notwendig wie eine politische Antwort auf das preistreibende "Wachsen oder Weichen" in der Landwirtschaft, so die AbL in einer Presseerklärung. Ein wesentlicher Ansatzpunkt dabei sei, die Wettbewerbsnachteile für bäuerliche Betriebe gegenüber rationalisierten Unternehmen abzubauen. "Die Gelder müssen dahin gehen, wo die Arbeit geleistet wird, nicht wo sie wegrationalisiert wird. Deshalb brauchen wir die Anbindung der EU-Zahlungen an die Arbeitskräfte auf dem Betrieb", so Graefe zu Baringdorf.
Quelle: news.agrar.de