Informationen über Bio-Lebensmittel und Naturkost
Hintergrundinformationen von Bioland
Nitrofen-Funde in Öko-Geflügelprodukten
Chronologie des Problems:
29.05.2002 Im Dezember 2001 wurde nach unseren Kenntnissen von einem großen Babynahrungshersteller Nitrofen als Rückstand in Putenfleisch nachgewiesen und das Fleisch gesperrt.
Ende April 2002 startete ein Naturkostgroßhändler eine bundesweite Rückrufaktion von Putenwurst mit verschiedenen Herstellungsdaten. Die Ware enthielt erhöhte Nitrofenrückstände. Die betroffenen Betriebe und Warenflüsse wurden nicht bekannt gegeben und die Öffentlichkeit nicht informiert. Bioland-Betriebe waren nach Auskunft des Naturkostgroßhändlers nicht betroffen.
Im Mai verhärten sich die Gerüchte, dass ein Naturland-zertifiziertes Futtermittelwerk aus Niedersachsen kontaminiertes Futter an Bio-Geflügelhalter geliefert hat.
Aufgrund der unklaren Informationslage hat Bioland am 21. Mai das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft über das mögliche Nitrofen-Problem informiert
Am 23.05.2002 leitet ein großer Kunde des Futtermittelwerkes, der Geflügelfleisch und Eier produziert, eine Rückholaktion ein. Nun wurde auch gegenüber Bioland erstmals das Nitrofenproblem eingestanden.
Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium teilt am 28. Mai mit, dass der Futtermittelhersteller GS-agri im Zeitraum November 2001 bis Mai 2002 bei Eigenkontrollen insgesamt 31 mal Nitrofen nachgewiesen hat. Bei den positiv beprobten Mengen handelt es sich insgesamt um rund 302 Tonnen Ökoweizen sowie um rund 248 Tonnen Triticale. Die Quellen für dieses Futtergetreide sind noch nicht bekannt, die Behörden recherchieren intensiv und untersuchen mögliche Herkunftsbetriebe. Am 28. Mai fand in Berlin auf Einladung von Frau Bundesministerin Künast ein Gespräch mit Vertretern des Bundesministeriums für Vebraucherschutz, Behörden, Öko-Verbänden und Kontrollstellen statt, um die Vorgänge zu erörtern und erste Konsequenzen zu ziehen. Bioland nahm an diesem Gesprächskreis
Bioland hat sofort reagiert
- Das Futtermittelwerk hat rund 120 Öko-Betriebe in mehreren Bundesländern beliefert, darunter auch 12 Bioland-Betriebe in Niedersachsen und ein Bioland-Betrieb in Nordrhein-Westfalen. Gegenüber diesen Bioland-Betrieben hat Bioland unmittelbar ein Vermarktungsverbot von Geflügelprodukten mit dem Bioland-Warenzeichen ausge-sprochen. Die Betriebe waren bereits vorab selbst initiativ geworden und haben ihre Waren zurückgeholt.
- Die Kontrollstellen wurden parallel hierzu von Bioland beauftragt, alle Getreide- und Futterbezüge der Bioland-Futtermittelwerke, Geflügelmäster, Eiererzeuger zu erfassen und Proben zu ziehen. Diese werden sicherheitshalber auf Nitrofenrückstände analysiert.
- Ein Bioland-Futtermittelhersteller hat seine Rohstoffe bereits vor dem bekannt werden des Problems auf Nitrofen untersuchen lassen. Das Ergebnis war negativ.
- Um Licht ins Dunkel zu bringen und die Öffentlichkeit zu informieren, hat der Bioland-Bundesverband bereits am 23.05.02 eine Pressemitteilung veröffentlicht und aktualisiert ständig seine Veröffentlichungen, z.B. im Internet unter www.bioland.de.
Es ist immer noch nicht geklärt, ob die Nitrofen-Belastungen auf Altlasten oder auf eine gesetzeswidrige Vermischung von konventionellen Rohstoffen in Ökofutter oder gar auf Sabotageakte zurück zuführen ist. Behörden und Staatsanwaltschaft ermitteln, untersuchen und beproben diesbezüglich mögliche Herkunftsbetriebe.
Was ist Nitrofen?
- Nitrofen ist ein Herbizid, das seit 1981 in der Bundesrepublik Deutschland und seit 1990 in den neuen Bundesländern verboten ist.
- Nitrofen ist ein braunes, kristallines Pulver, das in Form von Granulat aufgebracht wurde.
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Sein chemischer Aufbau: C12H7Cl2NO3 / Molekulargewicht: 284.1
2,4 Dichlor-1-(4-nitrophenoxy)benzol
2,4-Dichlorphenyl-p-nitrophenylether - Nitrofen ähnelt dem Schilddrüsenhormon und weist mutagene und krebserregende Eigenschaften auf.
- Die Nachweisgrenze liegt bei 0,004 mg/kg. Nach der Rückstands-Höchstmengenverordnung (RHmV) v. 21.10.1999 gilt eine allgemeine Höchstmenge von 0,01 mg/kg Lebensmittel.
- Nitrofen reichert sich im Fettgewebe an. Bei Tieren reichert sich das Pestizid über die ganze Fütterungszeit an und wird nicht abgebaut.
- Im Boden unterliegt der Wirkstoff bei Vorhandensein von Wasser, Luft und Wärme einem Abbau innerhalb einiger Wochen. Eine Aufnahme aus dem Boden durch Kulturen im Folgejahr gilt als unwahrscheinlich.
Aktuelles zur Nitrofenproblematik
29. Mai 2002,
Herausgeber.: Bioland - Öffentlichkeitsarbeit
Kaiserstr. 18
55116 Mainz
Telefon: 06131/2397917
Telefax: 06131/2397927
Quelle: www.bioland.de