Informationen über Bio-Lebensmittel und Naturkost

Zusammenhassung von Meldungen des Mitteldeutschen Rundfunks und der Süddeutschen Zeitung

GS agri weist Vorwürfe zurück

29.05.2002 Der MDR zitiert Gschäftsführer Römann von GS agri, der bestreitet, Biobetriebe trotz nachgewiesener Nitrofen-Belastung weiter beliefert zu haben. Es sei "zu keinem Zeitpunkt mit Nitrofen belastetes Tierfutter wissentlich an Abnehmer geliefert" worden.Der niedersächsische Landwirtschaftsminister Bartels hatte GS agri beschuldigt, zwischen November 2001 und Mai 2002 bei Eigenkontrollen 31 Mal Nitrofen nachgewiesen zu haben.

Römann bestätigte, am 11. März 2002 erstmals Nitrofen in Biofutter festgestellt zu haben. Man habe dann sämtliche Proben untersucht und in zertifiziertem Öko-Weizen von November 2001 einen überhöhten Wert festgestellt. Die betreffenden Futtermittel seien zu diesem Zeitpunkt bereits verbraucht gewesen. Dennoch habe man versucht, alle betroffenen Produkte zurückzurufen. Betroffene Lagerware sei gesperrt worden.

Laut Römann sei die Nitrofen-Belastung den Kontrollstellen zu diesem Zeitpunkt bekannt gewesen. Auch die Behörden seien nicht von einer Gefahr für die Verbraucher ausgegangen. Als Ende April/Anfang Mai erneut Nitrofen gefunden wurde, sei man ebenso verfahren. Römann: "Die von Minister Bartels genannte Menge von 550 Tonnen belasteten Rohstoffen, die nach seiner Behauptung zu Tierfutter verarbeitet und verfüttert sein soll, ist deshalb nicht zutreffend und weit überhöht."

Brandenburgisches Landwirtschafstministerium reagiert differenziert auf Römanns Verteidigung

Hanns-Dieter Rosinke, Sprecher des Landwirtschaftsministeriums in Hannover, sagte am 27. Mai 2002, es bestünden keine Anhaltspunkte füür Vermutungen, dass auch konventionelle landwirtschaftliche Betriebe Nitrofen-belastete Futtermittel erhalten hätten. Als Begründung zitiert die Süddeutsche Zeitung Rosinke mit der beruhigenden Feststellung, die GS agri-Produktionsstätten, in denen ökologische und konventionelle Futtermittel hergestellt würden, lägen zehn Kilometer auseinander lägen. Soweit die Süddeutsche Zeitung.

Das ist ein interessanter Fakt. Es ist sicherlich davon auszugehen, dass Nitrofen-belastetes Getreide, das vermutlich quer durch Europa zur einen GS agri-Produktionsstätte gekarrt wurde, den Weg zur zweiten, 10 km entfernten, nicht findet. Besonders bei einem Betrieb, in dessen Wareneingangsbuch gewisse Chargen nur mit dem Gewicht, aber nicht mit dem Lieferanten auftauchen.

Betroffen, so Rosinke laut der SZ, sei "der gesamte Ökobereich". Es mache wenig Sinn, sich nun auf Nebenkriegsschauplätze zu begeben. Auch interessant, diese Auffassung. Nochmal zum Mitmeisseln, Herr Rosinke:

Sehr richtig merkt Rosinke (laut SZ) an, die begrenzten Untersuchungskapazitäten liessen keine schnellen Ergebnisse der Proben aus den 93 vorläufig gesperrten Betrieben erwarten. Wohl wahr. Diese Kapazitäten müssen erstmal wieder aufgebaut werden. Und für die Untersuchung konventioneller Betriebe bleibt da nicht viel übrig.

Mensch muss sich das immer wieder vor Augen führen: Es werden jährlich hunderttausende von Tonnen Getreide aus Osteuropa importiert. Dass Nitrofen dort noch teilweise zugelassen ist, ist bekannt. Und seit Jahren wird nicht nicht mehr darauf untersucht? Wer immer das belastete Getreide in Verkehr brachte, er wird das gewusst haben. Über eine Dunkelziffer zu spekulieren, ist müssig.

Die Darstellung von GS agri bezeichnete Rosinke (laut SZ) als "nicht sonderlich glaubwürdig". Da mag er Recht haben.

Bezogen habe das GS agri das Getreide über vier bekannte Lieferanten in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt und fünf weitere Lieferanten, die noch nicht ermittelt seien. (Rosinke laut SZ)

Auch das ist interessant. Fünf von neun Lieferanten sind trotz Ermittlungen der Staatsanwaltschaft noch nicht bekannt. Derartig lückenhaft sind also die Unterlagen von GS agri? Andererseits ist Rosinke aber sicher, dass zehn Kilometer Entfernung zwischen zwei Betriebsstätten eine ausreichende Sicherheit gegen Mißbrauch darstellen. Soso.

Quellen: www.mdr.de, www.sueddeutsche.de