Informationen über Bio-Lebensmittel und Naturkost
Krebserregendes Herbizid Nitrofen in Biogeflügel und Bioeiern gefunden (Stand: 27.5.2002)
Quelle: Pressemitteilung der Verbraucher-Zentrale Hamburg
Das auch in der konventionellen Landwirtschaft verbotene Herbizid Nitrofen ist in Bioeiern und Biogeflügel nachgewiesen worden. Es gelangte über eine Futterweizenpartie in die Bioprodukte. 100 Tonnen diese Futtermittels sollen belastet sein. Wie es zu dieser Kontamination kommen konnte, ist bisher ungeklärt. Die Nitrofen-Belastungen waren durch Eigenkontrolle dem betroffenen Ökolandbau-Verband (Naturland) schon seit Ende 2001 bekannt! Der eigentliche Skandal liegt darin, dass die Behörden nicht benachrichtigt wurden. Namen der betroffenen Erzeuger wurden von den Behörden bisher nicht veröffentlicht. Auch an diesem Fall zeigt sich, wie dringend wir ein Verbraucherinformationsgesetz brauchen, das die rechtlichen Grundlagen der Behörden zur Nennung von Ross und Reiter bei Lebensmittelskandalen verbessern würde. In der Presse wurden bisher folgende Hersteller genannt:
- Wiesengold (Geflügel) rief freiwillig Eier- und Fleischprodukte zurück.
- Hipp (Babynahrung) entdeckte durch Eigenkontrollen das Gift, fror die betroffenen Produkte ein und rief sie sofort zurück. Nach bisherigen Erkenntnissen ist die Entdeckung des Skandals dem Qualitätssicherungssystem der Firma Hipp zu verdanken.
Problematisch sind eher die Firmen, die bisher nicht genannt wurden. Wir recherchieren für Sie und aktualisieren diese Internetseite ständig. Besuchen Sie uns wieder
Was ist Nitrofen? (aus der TAZ vom 27.5.02)
Die Chemiker nennen den Stoff "2,4-Dichlorphenyl-p-nitrophenylether", im Handel heißt er Tokkorn oder Tok-2: Der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Nitrofen wurde 1981 in der alten Bundesrepublik, 1990 auch in den neuen Bundesländern verboten. Das in seiner Reinform weiße bis braune, kristalline Pulver gilt als stark giftig. Die Substanz reizt Augen, Haut und Schleimhäute, wiederholter Kontakt kann Hautausschläge hervorrufen. Effekte auf Blut und das Zentralnervensystem gelten als "möglich". Weil der Stoff ohnehin verboten ist, sind dafür auch keine Arbeitsplatz-Grenzwerte festgelegt. Der im Wasser unlösliche Stoff ist sehr stabil. Das heißt, er baut sich in der Natur kaum ab. Er kann sich deshalb in der Nahrungskette des Menschen anreichern, vor allem in Fischen und Pflanzen.Nitrofen ist in den einschlägigen Datenbanken als "Krebs erregend" und "erbgutverändernd" eingestuft, und zwar in der Klasse II - also "am Tier getestet". Bei Tierversuchen führten hohe Dosierungen - denen Menschen allerdings niemals ausgesetzt sind - zu genetisch bedingten Missbildungen, Zwerchfelldurchbrüchen und zum Ausbruch von Krebs.
Über die Wirkung von Nitrofen auf den Menschen gibt es keine Daten. Nicht einmal bei jenen Arbeitern und Bauern, die einst das Pflanzenschutzmittel herstellten oder aufs Feld brachten, wurden nachteilige Wirkungen auf die Gesundheit festgestellt. Den Behörden reichten einst die Ergebnisse der Tierversuche aus, um Nitrofen zu verbieten. Mittlerweile ist die Substanz EU-weit verboten, die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC), eine Unterorganisation der WHO, stufte den Stoff als Krebs auslösend und Missbildungen bewirkend ein.
Quelle: Verbraucherzentrale Hamburg