Informationen über Bio-Lebensmittel und Naturkost
Reisebericht Algarve
Norberto Santos Coelho
Nur gerüchteweise hörten wir von einem Bio-Bauern, der ein paar Dörfer von unserer Unterkunft entfernt arbeiten soll. Im Dorf Funchais fragen wir Passanten nach ihm. Allgemeine Ratlosigkeit ist die Antwort. Wir müssen umständlich erklären, was "agricultura ecologica" eigentlich ist. Ein Alter nickt bedächtig. "Ja," meint er, "dass machen wir hier alle so." Wir versuchen es noch einmal, da dämmert es ihm, und er schickt uns zu einer Kneipe. Da sei "so jemand".
Das "Cafe 1. Mai" ist gerade geöffnet, die Menschen wirken, als sei es auch nachts noch sehr lange auf. Wir fragen nach dem Bio-Bauern. Es ist der Kneipier. Achso? Nach einiger Wartezeit bequemt er sich zu uns, und gibt sich etwas unwirsch und schwer beschäftigt. Erst als sich eine schöne Fachsimpelei entwickelt, taut er merklich auf und läd zu einem Rundgang über seine Felder ein.
Auf kleinen Parzellen, insgesamt 7 ha, baut Norberto Santos Coelho Porree, verschiedene Kohlsorten, Kartoffeln, Salat, Zwiebeln und Melonen an. Zum Bio-Anbau kam er durch seine Unzufriedenheit mit konventionellen Anbaumethoden und Vermarktungsstrukturen. Auf einem Kurs auf der Landwirtschaftsschule erfuhr er von den Regeln des biologischen Anbaus. Er sammelte mehr Informationen und stellte den Betrieb um.
Das sei ihm leichtgefallen, sagt er. "Eigentlich ist meine Lage genial dafür. Ich habe keine konventionellen Nachbarn und deshalb auch kein Problem mit der Abdrift von Spritzmitteln. Und die Schädlinge haben ringsum genug zu fressen. Die Nützlinge also auch."
Was hat sich in seinem Betrieb durch die Umstellung geändert? "Ich habe etwas mehr Arbeit und 20 Prozent weniger Ertrag. Aber die Qualität ist eindeutig besser."
Auch seine Fruchtfolge hat sich bewährt: Leguminosen, Brachland, Kartoffeln, Gemüse. Saatgut zieht er selber. Er führt uns die Vermehrung von Süsskartoffeln vor.
In einem kleinen Stall hält Norberto noch 5 Schweine, 5 Ziegen (die er alle mit Namen kennt), und 20 Hühner. Nebenan zieht er in einem Gewächshaus Tomaten und Cherry-Tomaten.
Wassermangel kennt er nicht. Er pumpt es aus einem eigenen Bohrloch. Durch sparsamen Umgang schafft er es, den Wasserstand konstant zu halten.
Norberto vermarktet ein wenig in seiner Kneipe, den Rest über ein Abo-System zusammen mit der "Quinta da Ana Velha".
An der Bio-Szene der Algarve kritisiert Norberto, dass der Informationsaustausch nicht funktioniere. "Alle basteln vor sich hin. Alle erfinden das Rad neu." Warum, fragen wir? Einige Kilometer weiter sei doch die Quinta da Freixo. Ob er denn da keinen Kontakt habe. "Nunja", sagt er, "die Quinta do Freixo... " und wackelt mit dem Kopf. Mehr ist ihm zu diesem Thema nicht zu entlocken, also fahren wir mal hin.
Norberto Santos Coelho
Funchais (Loule)
Estrada do Funchais no 88
Tel. (Portugal) 2389/414429
Kontrolle: Socert Portugal Nr. 109 037 138