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Reisebericht Dominikanische Republik
Die Schule in Los Tainos
An dem Nachmittag, an dem ich auf der Finca Girasol eintreffe, trudelt auch eine Abordnung des Elternvereins der Dorfschule ein. Sie hatten beschlossen, die alte Open-Air-Schule durch ein Steingebäude zu ersetzen und auch schon mit dem Bau angefangen.
"Da helfe ich gerne", sagt Christoph Meier "Ohne Eigeninitiative ist das sonst sinnlos." Inzwischen ist der Rohbau fertig, die Finca Girasol hat das Holz für den Dachstuhl spendiert. Die Spende der KundInnen der Gemüsekiste kommt da genau richtig. Damit kann das Dach gedeckt werden.
Der Alcalde (Bürgermeister) zeigt mir stolz die Farbe, die er schon organisiert hat. Immerhin wurde die sogar vom Staat bezahlt. Wir werden weiter sammeln. Hier lässt sich mit wenig Geld noch viel bewegen.
Das mehr oder weniger brachliegende Schulwesen ist eines der grössten Probleme der Dominikanischen Republik. Lehrergehälter liegen nur knapp über dem sehr geringen Durchschnittsverdienst. Die Ausstattung mit Lehrmitteln ist erbärmlich oder schlicht nicht vorhanden.
Die älteste Universität Amerikas steht in Santo Domingo. Trotzdem ist die Ausbildung dort anerkannt schlecht. Immer wieder streiken die Dozenten für angemessene Bezahlung. Die Elite des Landes schickt ihre Kinder auf private Schulen und Universitäten. Diese entsprechen unserem Standard, sind aber auch dementsprechend teuer.
Los Tainos, das Dorf, dessen Bewohner endlich eine Schule aus Stein haben wollen, ist eine weitverstreute Ansammlung von Bretterhütten und Lehmhäuschen. Die Bewohner sind fast alle haupt- oder nebenberufliche Bananenbauern.
Die Kinder laufen bis zu einer Stunde zur Schule. Eine Lehrerin mit einem kargen staatlichen Gehalt unterrichtet vier Klassen. Nacheinander. Zwei vormittags und zwei nachmittags.
In der Dominikanischen Republik gibt es Schuluniformen. Die Kinder müssen blaue Hemden oder Blousons tragen. Es hängt von der Einstellung der LehrerInnen ab, ob Kinder mit anderer Kleidung wieder nach Hause geschickt werden.
Wo immer einige Häuser stehen oder zwei Strassen sich kreuzen, gibt es einen "Colmado". Das ist eigentlich ein Lebensmittel-Laden, aber auch gleichzeitig Kneipe und Treffpunkt. Hier bekommen die Menschen alles, was sie brauchen. Von Brot über Getränke bis zu sozialen Kontakten. Und endlos läuft die Musik aus den Ghetto-Blastern...
Das Dorf "Los Tainos" gibt es eigentlich nur, weil es die Bewohner so beschlossen. Eigentlich lautete die Postadresse Azua, Carreta de San Juan, km 8,5. Also von Azua 8,5 km Landstrasse Richtung San Juan. Das klang nicht gut, also definierten die Menschen ihre verstreuten Hütten als "Dorf", und gaben ihm einen Namen. Inzwischen haben auch die Behörden diese Dorfgründung akzeptiert. Nur deshalb wird die Lehrerin vom Staat bezahlt.
Im luftigen "Konferenzraum" von Horizontes Organicos übergab ich das bei der Gemüsekiste gesammelte Geld im März 1999. Im Sommer war die Schule fertig und wurde eingeweiht. Die Zahl der Schüler verdoppelte sich.
In der Nähe arbeitet einer der seltenen Weinbauern auf seinem kleinen Weingarten. Die Trauben gedeihen prächtig und sind prallvoll mit Früchten. Sie werden leider nicht zu Wein gekeltert, sondern als begehrte Tafeltrauben in der Hauptstadt verkauft. Da unter diesen klimatischen Bedingungen viele Schädlinge gedeihen, ist es noch nicht gelungen, hier Bio-Trauben anzubauen.